St. Aldegund – Geschichte und Kultur

Im Jahr 1097 wurde St. Aldegund erstmals als "Sanctam Aldegundam" urkundlich erwähnt. Es gibt jedoch deutlich ältere Siedlungsspuren aus keltischer und römischer Zeit.

So wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts Fundamente einer großen römischen "Villa Rustica" am Ausgang des Walmeder-Tales südlich des Dorfes freigelegt aber nach der Dokumentation wieder mit Erdreich überdeckt.

Sensationell für die Fachwelt war der Fund eines frühchristlichen spätrömischen Frauengrabes aus der Zeit Kaiser Konstantins dem Großen, römischer Kaiser von 306-337 n.Ch. Bei Weinbergsarbeiten stieß  man im April 1953 auf eine große Steinplatte mit frühchristlichen Symbolen. Die Archäologen fanden unter dem schweren Steindeckel ein unversehrtes Frauengrab mit außerordentlich seltenen und wertvollen Beigaben. Prunkstück war eine tiefblaue gläserne Schale in Form eines Schiffes. Eine solche Rarität wurde bisher nur in Pompeji gefunden.

Weitere Funde waren ein siegellack-roter Faltenbecher, eine rote Henkelkanne, eine grüner Becher mit seitlichen Ringhenkeln, eine zylindrische Flasche mit Henkeln sowie ein grünlicher zylindrischer Topf. Weitere Beigaben waren Goldschmuck sowie diverse Tonwaren. Diese Fundstücke sowie das etwa 22 cm lange, 8 cm breite und 9 cm hohe Glas-Schiffchen können heute im Landesmuseum Koblenz, Haus der Archäologie, in der Festung Ehrenbreitstein bewundert werden.

Die mächtigen Quader des Grabes sind auf dem Platz am Dorfausgang Richtung Alf in der Klosterkammerstraße aufgestellt mit einer Informations-Tafel.

1144 ist erstmals die romanische Kirche erwähnt, die über Jahrhunderte Wallfahrtskirche für die Bauern der Umgebung zum Viehheiligen, dem Apostel Bartholomäus, dem Pfarrpatron, war.

Bereits seit dem späten Mittelalter ist St. Aldegund als Weinhandelsplatz bekannt. St. Aldegund, mit einem kleinen Hafen am Dorfeingang Richtung Bremm war Schiffsanlegeplatz der Treidelschifffahrt (die Schiffe wurden von Pferden stromaufwärts gezogen (getreidelt)). Dies war bis zur Erfindung des Dampfschiffes in der Mitte des 19. Jahrhunderts die einzige Verkehrsverbindung zwischen Koblenz und Trier. Eine durchgehende Straße entlang der Mosel wurde erst um 1850 gebaut. Mit der Eröffnung der Moselbahn Koblenz-Trier im Jahr 1879 ging die Treidelschifffahrt zu Ende.  Ein Relief auf dem "Bugramm-Platz" in der südlichen Dorfmitte informiert über diese Zeit und den mit der Treidelschifffahrt verbundenen Spottnamen "Bugramm" für St. Aldegund und "Bugrammer" für seine Bewohner.

Sehenswert in St. Aldegund ist der alte Ortskern mit seinen zahlreichen gepflegten Fachwerk- und Bürgerhäusern aus der Zeit ab dem 15. Jahrhundert. Man findet dort auch prächtige alte Haustüren und eines der ältesten Schulgebäude, eine "Zwergschule" erbaut 1523 mit nur einem Klassenraum der gleichzeitig als Wohnzimmer des Dorflehrers diente.

Teil der Historie und Kultur ist die Alltags-Sprache der St. Aldegunder, ein mosel-fränkischer Dialekt vermischt mit vielen Ausdrücken fremder Sprachen. Man merkt, dass die Moselregion lange Zeit unter "fremder Herrschaft" lebte. Insbesondere die Franzosen haben ihre Spuren hinterlassen. Eine Auswahl typischer Dialekt- (oder Platt-) Ausdrücke finden Sie unter "Die Sprache der St. Aldegunder".

St. Aldegund hat in seinem Dorfkern seinen ursprünglichen Charakter erhalten wie alte Postkarten und Bilder aus der Zeit um die Jahrhundertwende 1900 bis zum 2. Weltkrieg zeigen. Zurzeit arbeiten wir an einem Bereich auf dieser Seite, in welchem Sie dann diverse Zeitdokumente und Bilder finden können. Wir freuen uns, Sie demnächst wieder hier begrüßen zu dürfen.